Das schottische Volk entstand aus der Vermischung von Pikten, den Ureinwohnern, aus Irland, zugewanderten keltischen Skoten sowie Angelsachsen und Normannen.
Frühzeit
Vermutlich zwischen 6000 bis 4000 v. Chr. siedelten die Ureinwohner im heutigen Schottland. Sie lebten wahrscheinlich vorwiegend auf den Inseln und in den Küstenregionen, an Flussläufen oder an schützenden Berghängen.
Etwa 3000 bis 2000 v. Chr. dürften sich Ackerbau und Viehzucht entwickelt haben. Die auf Orkney ausgegrabenen Überreste von Steinhäusern sollen aus dieser Zeit stammen. Die mystischen Steinkreise, wie „Ring of Brodgar“ und „Stones of Stennes“ auf Orkney entstanden vermutlich in dieser Zeit. Sie werden von einigen Forschern als Kalender gesehen, geben aber immer noch viele Rätsel auf. Ebenfalls aus dieser Zeit sollen die „Cairns“, Steingräber mit Grabkammern, stammen.
Brochs & Keltenkreuze
Ab etwa 400 v. Chr. sollen die so genannten „Brochs“ entstanden sein. Diese Turmbauten weisen einen irischen Einfluss auf und finden sich vor allem im Nordwesten Schottlands. In dieser Zeit sollen auch die Keltenkreuze entstanden sein.
Völkergruppen
Die Kelten zählen nach heutigen Erkenntnissen zur indogermanischen Völkergruppe, die zuerst in Süddeutschland und Schlesien auftauchte. Die Hauptgruppen sind Gallier (in Südfrankreich und Oberitalien), Belgen (in Nordfrankreich und Südengland), Briten (in England), Gälen (in Irland, Schottland und Wales) und Galater in Vorderasien. Die heute noch gesprochenen keltischen Sprachen sind Irisch (in Irland) und Gälisch (in Schottland und Wales).
Römerzeit
Etwa 43 n. Chr. eroberten die Römer den Süden Britanniens.
Schottland in der Römerzeit
Der Hadrianswall bildete zunächst die Grenze zwischen Schottland, das die Römer „Caledonia“ nannten, und dem römischen Reich. Sie drangen um etwa 80 n. Chr. bis ins südöstliche Schottland vor.
Schon seit 142 n. Chr. kam es trotz der römischen Schutzwälle immer wieder zu Übergriffen auf römisches Territorium, vor allem von Norden her. Die Angreifer waren keinesfalls Angehörige eines einzelnen Stammes, wurden von den Römern aber mit dem Sammelbegriff „Kaledonier“ belegt. Die heute als die Ureinwohner Schottlands betrachteten Pikten wurden 297 n. Chr. erstmals in römischen Schriften erwähnt.
Frühes Mittelalter
Von den Pikten gegründete, schwach organisierte Königreiche wurden allmählich durch Invasoren verändert oder vernichtet.
Das frühe Mittelalter in Schottland
Ab 300 n. Chr. siedelten sich Gälisch sprechende Iren im heutigen Argyll im Westen an und gründeten dort im 6. Jahrhundert das Königreich Dalriada.
Stämme & Kämpfe
Mit dem irischen Missionar Columba, der zunächst vorrangig in Burgund wirkte, begann im 6. Jahrhundert die Christianisierung der Schotten. Ab dem 7. Jahrhundert gab es in Schottland mehrere Stämme, die sich ständig bekämpften. Das Reich der Pikten lag im östlichen Hochland, im westlichen Hochland und auf den Hebriden lebten die aus Irland eingewanderten Skoten. Die Britannier saßen in der Gegend um das heutige Glasgow, während die Angeln den Südosten beherrschten. Im späten 8. Jahrhundert drangen neuerlich Normannen ein: die Wikinger. Überreste ihrer Invasion und Besiedlung sind vor allem auf den Shetland-Inseln zu besichtigen.
Gründung des Königreichs
Um 843 gründete der Skote Kenneth MacAlpin ein Königreich, ohne der mächtigen Sippen des Hochlandes völlig Herr zu werden. Dennoch wurden erstmals die beiden Völker vereint, und über den größten Teil des heutigen Schottlands regierte ein allein herrschender König. Unter den Nachfolgern Kenneth MacAlpins schmolzen die Pikten und die Skoten dann endgültig zu einem einheitlichen Volk zusammen.
Auf alten Karten aus dem 9. und 10. Jahrhundert wurde Schottland als „Königreich Alban“ bezeichnet. Zu Beginn des Zeitalters der Kreuzzüge waren die Lowlands, der südliche Teil Schottlands, englisch-normannisch kolonisiert und standen zu England im Verhältnis feindlich-freundlicher Nachbarschaft.
Spätes Mittelalter
Nach der Angliederung Lothians (Landschaft südlich des Firth of Forth) etwa 1018 wurde Edinburgh Residenz.
Die Geschichte Schottlands im späten Mittelalter
Als König Duncan I. (1034-1040) Strathclyde und Galloway erbte, war die endgültige Grenze am Fluss Tweed erreicht. Dazu erwarb die Canmore-Dynastie (1057-1286) die Hebriden und Man von den Norwegern . Nach ihrem Aussterben annektierte der englische König Eduard I. 1296 Schottland, dessen Selbständigkeit das nationale Königtum durch den Sieg bei Bannockburn 1314 vorübergehend wieder herstellte.
Adel, Clans & Kirche
Feudaladel und Geistlichkeit wurden in Schottland nach englischem Muster organisiert, viele Abteien und Kirchen erbaut, das Keltentum unterjocht und versklavt. Der Grenzkampf mit England ging als Kleinkrieg durch die Jahrhunderte weiter. Im Hochland hielt sich das Keltentum mit seiner Clan-Verfassung (bis 1346) und verzehrte sich in düsterer und blutiger Vetternfehde; ein besonders zähes Volkstum, das die Wildheit seiner Fjorde, die Nebelfeuchte seiner Berge und Seen in sich trug.
Durch die ständigen Kämpfe der Schotten um Unabhängigkeit hatten sich die schottischen Clans besonders in der Zeit von 1296 bis 1314 herausgebildet und sehr viel Einfluss und Macht bei der Bevölkerung errungen.
Der schottische Königsthron
Nach den Thronwirren von 1329-1371 bestieg das schottische Geschlecht der Stuarts mit Robert II. den schottischen Königsthron. Er übernahm ein Land, das feudale Fehden verwüsteten und ständige Grenzkriege mit England belasteten. Frankreich war damals der natürliche Verbündete der Schotten gegen England.
1472 erhielt Jakob III. als Mitgift von Dänemark die Shetland- und die Orkney-Inseln. Sein Sohn Jakob IV. vermählte sich mit Margarete, der Tochter Heinrichs VII. von England. Er fiel 1513 im Kampf gegen seinen Schwager Heinrich VIII.
16. und 17. Jahrhundert
Die Reformation fand Eingang in Schottland durch John Knox, ein Schüler Calvins, der die schottische Kirche begründete.
Schottland im 16. und 17. Jahrhundert
Der Versuch Maria Stuarts, die katholische Kirche in Schottland gegen die Reformation wieder zu etablieren, scheiterte. Die Königin floh nach England, wo sie 1587 hingerichtet wurde.
Jakobiter-Aufstände
Der Sohn Maria Stuarts verband als Jakob I. (1603-1625) England und Schottland in Personalunion, die allerdings nicht von Dauer sein sollte. Unter seiner Herrschaft verschworen sich 1605 die Katholiken in der so genannten „Pulververschwörung“, die als die blutigen Jakobiter-Aufstände in der Literatur verewigt sind.
Vereinigung mit England
Als Karl I. in Schottland die anglikanische Liturgie einführen wollte, widersetzten sich die Schotten in zunächst siegreichen Kämpfen (1637-1641). Nach ihren Niederlagen gegen Cromwell (1648-1651) wurde Schottland vorübergehend mit England vereinigt (1654-1660).
Die endgültige Realunion zwischen Schottland und England erfolgte 1707 unter Königin Anna. In der Unionsakte von 1707 wurde die Eigenständigkeit der Church of Scotland und des schottischen Rechtssystems garantiert. Außerdem wurden Schottland wirtschaftliche und steuerliche Konzessionen eingeräumt.
Georg von Hannover wird König
Königin Anna, die letzte Königin aus dem Hause Stuart, starb 1714. Zu ihrem Nachfolger holten sich die Briten Georg von Hannover auf die Insel. Da er weder mit der Mentalität noch mit der Sprache zurecht kam, wurde er erstmals von einem Premierminister vertreten.
18. und 19. Jahrhundert
Im Zuge der schottischen Aufklärung mit seinem Zentrum in Edinburgh gingen zahlreiche Persönlichkeiten auf verschiedenen Gebieten hervor, allen voran der Wirtschaftswissenschaftler Adam Smith (1723-1790).
Schottland im 18. und 19. Jahrhundert
Mit seinen Thesen („der Eigennutz ist die Triebfeder der menschlichen Wirtschaft“; „freier Wettbewerb ist notwendig, er dient durch seine Verflechtungen auch dem Gemeinwohl“) schuf er den Begriff der freien Marktwirtschaft.
Industrialisierung
Die Wende zum 19. Jahrhundert war gleichzeitig eine Wende vom Agrar- zum Industriestaat. Zehntausende strömten aus den Highlands in die Städte des Zentralgürtels. Sie bildeten die in den neu entstandenen Industriezentren beschäftigte Fabrikarbeiterschaft.
Um 1850 galt Glasgow als Arbeiterstadt schlechthin, zuerst aufgrund der Werften und mit Aufkommen der Eisenbahn als Hochburg des Lokomotivenbaus. 1875 wurde den Gewerkschaften das Streikrecht gesetzlich garantiert.
Während Glasgow mit der Industrialisierung wuchs, entwickelte sich Edinburgh zum Kulturzentrum Schottlands.
Das 20. Jahrhundert
Die Industrielle Revolution hatte vor allem in Zentralschottland eine riesige Arbeiterklasse geschaffen.
Schottland im 20. Jahrhundert
Glasgow galt gemeinhin als Stadt der besitzlosen Lohnarbeiter. Die Mehrheit war entsprechend politisch links orientiert. Die Folgen des 1. Weltkriegs brachten auch für Schottland eine wirtschaftliche Depression, die Arbeitslosigkeit stieg rapide an. Tausende von Schotten wanderten nach Übersee aus.
Folgen der Weltwirtschaftskrise
Als Folge der größten Weltwirtschaftskrise seit Menschengedenken kam es 1929 auch in den schottischen Industriezentren zu Generalstreiks. Obwohl die wirtschaftliche Lage in allen Industrieländern katastrophal war, blühte in Schottland angesichts der Massenarbeitslosigkeit der alte Kampfgeist gegen England wieder auf. Der Ruf nach einer eigenständigen Regierung wurde in Schottland wieder laut. Zur Beruhigung der angespannten Lage setzte die britische Regierung einen Staatssekretär für Schottland mit dem Rang eines Kabinettmitglieds ein.
Eigenständigkeit Schottlands
Doch der Wunsch der Schotten nach Eigenständigkeit flackerte immer wieder auf. Im September 1997 stimmten in einer zweiten Volksabstimmung 80% der Wahlberechtigten für eine teilweise Unabhängigkeit Schottlands, in Folge dessen am 6. Mai 1999 nach 300 Jahren wieder ein Parlament für Schottland gewählt wurde.